Zur gegenwärtigen Azawakhpopulation in den afrikanischen Ursprungsgebieten. Unter Einbeziehung der Erhebungen von Christiane Thier-Rostaing bei der X. A.B.I.S.-Expedition 2000

 Dr. Gabriele Meissen

Während zweier Expeditionen 1996 und 1997 begann ich mit der systematischen Erfassung der angetroffenen Azawakhpopulation in der Ursprungsregion.

Es wurden zu jedem näher beobachteten Tier Aufzeichnungen bezüglich Fundort, Geschlecht, Typ, Farbe und eventueller besonderer Merkmale angefertigt und diese dann in den bereits mehrfach im In- und Ausland publizierten Artikeln “Beobachtungsprotokoll der XI. Azawakhexpedition” und ” Varianten von Farbe und Fellzeichnung des Azawakhs im Ursprungsgebiet” statistisch aufbereitet und interpretiert.

Während der Expeditionen 1998 und 1999 stand leider kein Protokollant für eine Weiterführung der Erfassung des Azawakhbestandes zur Verfügung Allerdings erklärte sich für die Expedition im Januar/Februar 2000 Christiane Thier-Rostaing bereit, diese zeitraubende Aufgabe zu übernehmen . Sie stellte mir Ihre Aufzeichnungen zur Auswertung und zur Ergänzung der bereits vorliegenden Daten zur Verfügung. Ihr sei für diese wertvolle Unterstützung auch an dieser Stelle herzlich gedankt.

Das umfangreiche Originalprotokoll für die von Frau Thier-Rostaing erfaßten 213 Azawakhs enthält auch zusätzliche Angaben, die in die vorgegebenen statistischen Parameter nicht einbezogen werden konnten; es steht über die Vermittlung durch ABIS für eventuelle weitere Auswertungen zur Verfügung.

TAB. 1: Anzahl der Hunde aufgeteilt nach Staatsgebiet und Geschlecht

Staat Rüde Hündin Gesamt %
1996 1997 2000 1996 1997 2000
Niger 52 18 19 13 102 17,53
Mali 35 49 68 9 15 36 212 36,42
Burkina Faso 66 40 79 23 30 30 268 46,05
153 107 51 58 204 165 100 100
260 109 369


Während 1996 und 1997 sowohl das bekannte Kerngebiet um Tin Akoff in Burkina Faso als auch das Azawakhtal in Mali und Teile des Staates Niger, nämlich das Dolol Bosso 1996 und die Strecke zwischen Banibangou und Tera 1997 erfaßt wurden, konnte im Jahr 2000 wiederum die Population in Burkina Faso sowie in Mali in Teilen der Gourma und des Azawakhtals, die zuvor noch nicht besucht worden waren, gezählt werden. Niger lag in diesem Jahr außerhalb der Expeditionsroute. Die in Mali zurückgelegte Strecke verlief über Tin Tabakat, N´daki, Ebingualan (Gourma), Gao, Kidal, Menaka, Inekar, Tin Agarouf, Anderamboukane, Menaka und Ansongo.
Die von Frau Thier-Rostaing erfaßten Daten werden in diesem Artikel in die bereits für die beiden vorangegangenen Auswertungen erstellten Tabellen integriert und die Ergebnisse teilweise auch einzeln interpretiert.

TAB.2: Verteilung der Fellfarbe und -zeichnungen

Farbe 1996 1997 2000 Gesamt %
rot 101 73 87 261 44,84
sand 63 50 82 195 33,51
gestromt 25 31 25 81 13,92
gescheckt 9 9 14 32 4,50
blau 1 1 0,17
schwarz 1 1 0,17
creme 3 1 4 8 1,37
lilac 1 1 1 3 0,52
gesamt 204 165 213 582 100


Natürlich lässt diese statistische Auswertung der erfassten Tiere innerhalb der Gesamtpopulation keine endgültigen Aussagen über die tatsächliche Verteilung der Fellfarben zu, da Teile des Ursprungsgebietes noch nicht bereist werden konnten und der zur Verfügung stehende zeitliche Rahmen für eine dichtere Erfassung der besuchten Regionen zu begrenzt war.

Die in der Population auftretenden Fellfarben weisen eine breite Palette von Farbnuancen und Zeichnungen auf. Es ist jedoch eine deutliche Tendenz in der Aufteilung der Farben feststellbar, so dass davon ausgegangen werden kann, dass auch eine dichtere und geographisch ausgedehntere Erfassung der Population keine signifikanten Verschiebungen der Statistik verursachen würden.

Klar erkennbar ist, dass die im FCI-Standard für die Rasse angegebenen Farben Rot, Sandfarben und Gestromt auch im Ursprungsland am häufigsten vertreten sind und in allen Abstufungen vorkommen, was jedoch die Bedeutung des Vorhandenseins zahlenmäßig geringer vertretener Farben keineswegs schmälern sollte.

Bereits Francois ROUSSEL erwähnt 1975 in seiner Dissertation “Beitrag zur Studie der Windhunde der Südsahara” das Vorhandensein schwarzer und gescheckter Hunde. Frau Ursula ARNOLD gibt in ihrem in “Unsere Windhunde” 2/89 erschienenen Artikel “Azawakhs in den Ursprungsländern” den auf ihren Reisen1984, 1987 und 1988 gesehenen prozentualen Anteil gescheckter Hunde mit 6%, schwarzer mit 2% und schokoladenfarbener mit 3% an.

STRASSNER und EILES veröffentlichten in ihrem Buch “Der Azawakh – Windhund der Nomaden in Mali” 50 Photografien von Azawakhs, die sie auf ihren Reisen 1986 und 1987 in das Azawakhtal in der Region zwischen Ménaka und Anderamboukane aufgenommen hatten. Darunter finden sich 5 Bilder von Schecken, eines von einem cremefarbenen Hund, sowie 4 mit schwarzgemantelten Tieren.

Aus all diesen Publikationen geht hervor, dass neben den dominierenden, vom Standard erfassten Farben eine zahlenmäßig geringere Population existiert, die andere Farben zeigt, jedoch im Phänotyp dieselbe Variation aufweist, wie rote, sandfarbene oder gestromte Azawakhs.

Zur Fellfärbung Rot ist zu bemerken, dass mehrere Tiere ein aufgehelltes Rot aufwiesen. Ein Rüde in Mali zeigte eine rote Färbung ohne jede sichtbare schwarze Pigmentierung, was sich auch auf Lefzen und Lidränder, sowie den Nasenschwamm bezog. Diese wiesen einen in etwa der Fellfärbung entsprechenden Farbton auf. Die Iris des Tieres war ebenfalls hell.

Während der drei Expeditionen wurden insgesamt 8 Tiere erfasst, die ein noch stärker farbabgeschwächtes Rot zeigten, dass ich zur besseren Veranschaulichung als cremefarben bezeichnen möchte. Auch sie wiesen einen schwächer pigmentierten Nasenschwamm und eine hellere Iris auf.

Ein unter Gestromt in der Statistik aufgeführtes Tier zeigte eine Grundfärbung in Creme und wies eine blaugestromte Zeichnung auf.

Ebenfalls konnten wir einen blau gefärbten Rüden mit blauem Nasenschwamm und den für diese Farbe typischen hellen Augen entdecken. Ebenso einen blau gescheckten Welpen, sowie einige Exemplare, die ich als blau sand bezeichnen möchte. Ihre Fellfärbung entspricht in etwa der von isabellfarbenen Italienischen Windspielen. Sie zeigten Sandfarbe mit unterschiedlich starkem blauen Anflug, hellen Augen und bläulichem Nasenschwamm.

Auch ein schwarzer Welpe konnte registriert werden. Bezeichnenderweise im selben Dorf in Niger, in dem wir auch den blauen Rüden vorfanden.

Der farblich auffallendste, während der Expedition erfasste Hund, wies eine als lilac zu bezeichnende Färbung auf, vergleichbar etwa der Färbung eines Weimaraners. Er trug zusätzlich noch eine hellrot abgesetzte Grizzlemaske, sowie die gleiche Färbung an den Läufen, den Schenkelinnenflächen und der Schwanzunterseite.

TAB.3: Registrierte Fellzeichnungen 1996, 1997 und 2000

Zeichnung Anzahl % Gesamtpopulation
schwarze Maske 56 9,62
Grizzlezeichnung 28 4,81
schwarzer Sattel 24 4,12
blauer Überflug 14 2,41
Blesse 75 12,89
Halskrause 35 6,01


Insgesamt 28 unter den Farben Rot, Sand oder Gestromt eingeordnete Tiere, zeigten eine farblich leicht heller abgesetzte Grizzlezeichnung am Kopf. Bei Jungtieren ist diese Maske deutlicher zu erkennen und verblasst während des Heranwachsens häufig völlig.

Auch hier wieder besonders auffällig ein ein roter Welpe mit schwarzer Stromung, der eine hellgrau abgesetzte Grizzlezeichnung aufwies, die gleichfalls gestromte Zeichnung trug.

24 rote oder sandfarbene Tiere zeigten auf dem Rücken einen unterschiedlich ausgedehnten und in der Stärke variierenden schwarz gestichelten Sattel bis hin zu schwarz gemantelten Hunden.

Mir sind übrigens verschiedene Hunde aus reinen europäischen Hochzuchtlinien bekannt, die ausgewachsen klassich rote Färbung zeigten, im Welpenalter jedoch zweifarbig waren, das heißt, sie besaßen einen schwarzen Sattel, der sich über den größten Teil des Körpers erstreckte, mit sandfarbener bis lohbrauner Zeichnung an Läufen, Schwanzunterseite und im Gesicht. Diese Zweifarbigkeit verblasste mit den Wochen zusehends, bis lediglich einige schwarze Stichelhaare zurückblieben.

So fiel auch in Mexico 1994 ein Wurf, der zu seinen Vorfahren eine sandfarbene Importhündin aus Mali, einen roten Importrüden aus Burkina Faso und einen roten Rüden aus der jugoslawischen Hochzuchtlinie zählt und der überwiegend Tiere hervorbrachte, die schwarz gemantelte Fellzeichnung auch als erwachsene Tiere behielten.

Diese Tiere, und auch die Exemplare, die einen schwarzen Mantel nur als Welpen zeigen, sind farbgenetisch der Agouti- oder A Serie zuzuordnen.

Fast alle angetroffenen Tiere hatten die vom FCI- Standard festgelegten, erforderlichen weißen Abzeichen an Läufen, Brust und Schwanzspitze. Zwei rote Azawakhs zeigten bis auf einen kleinen weißen Brustfleck keinerlei Weißzeichnung. Mehreren Hunden fehlte die weiße Schwanzspitze.

Wesentlich häufiger als in Europa fanden sich jedoch Blessen, Halskragen oder weiße Flecken im Nacken. Auch sehr ausgedehnte Weißzeichnung, die sich von den Läufen zu Schulter- und Beckengürtel hinaufzog, konnte mehrfach registriert werden.

Die in der Farbgenetik für die Weißzeichnung des Fells beschriebene Fleckungs- (Scheckungs-) oder S-Serie beschreibt vier Allele, die die unterschiedliche Ausdehnung der Flecken verursachen:

S – Einfarbigkeit – voll pigmentierte Oberfläche
Si – irische Fleckung – Weißzeichnung an Schnauze, Stirn, Brust, Bauch, Läufen und Schwanzspitze
Sp – Gescheckte Fleckung
Sw – Extrem weiße Scheckung

Sicher ist, dass das Allel Si beim überwiegenden Teil der Azawakhpopulation vorliegt, jedoch gehören auch Sp und Sw zur genetischen Ausstattung der Rasse, was anhand der 32 erfaßten, gescheckten Tiere belegt werden kann. Zwei Exemplare wiesen lediglich noch am Kopf, um die Augen und an den Ohren Farbe auf, besaßen also wahrscheinlich das Allel Sw für extrem weiße Scheckung…
Natürlich kann in diesem Artikel nicht ausführlich auf die Farbvererbung der Scheckung eingegangen werden. Diese einfache schematische Beschreibung muß hier genügen.

Hier wird deutlich, dass der derzeit gültige Azawakhstandard der FCI, der die Verteilung der weißen Abzeichen stark einschränkt und das Fehlen von irgendwelchen Abzeichen an einer oder mehreren Gliedmaßen als ausschließenden Fehler aufführt, nur einen Teil der möglichen Variationen der Weißzeichnung des Azawakh erfasst. Er beschreibt damit zwar den größeren Teil der Gesamtpopulation, aber eine nicht zu vernachlässigende Zahl von Tieren, die das Bild der Rasse in Europa authentischer erscheinen lassen würden, werden auf diese Weise ausgegrenzt.

Dies gilt ebenso für die vom Standard noch nicht erfassten Farben und Fellzeichnungen. Auch wenn diese Gruppe von Tieren mit bisher nicht standardgerechten Farben nur eine kleinere Teilpopulation des gesamten Azawakhbestandes repräsentiert, so sollte sie dennoch in den FCI-Standard aufgenommen werden.

Es kann nicht Aufgabe eines Rassestandards sein, nur einen Teil der möglichen Farbvarianten einer Hunderasse zuzulassen. Er sollte sich vielmehr an den Gegebenheiten im Ursprungsland orientieren, zumal es sich beim Azawakh um eine seit langem existierende und an seine Umwelt angepasste Rasse handelt.

Es gilt, diese in ihrer Authentizität zu erhalten, denn als alte Haustierrasse stellt sie ein zu bewahrendes Kulturgut ihrer sahelischen Heimat dar. Ferner sollte des weiteren vermieden werden, dass die europäische Hochzucht immer extremere Typen für den Showring herauszüchtet, eine Tendenz, die bei einigen einst ursprünglich orientalischen Windhundrassen zunehmend zu beobachten ist.

Natürlich formuliert jeder Standard die im übrigen durchaus zeitgebundenen und damit vergänglichen Idealvorgaben des Phänotyps einer Rasse. Wenn jedoch die Ausprägung von Farbe und Weißzeichnung In solch engen Grenzen gehalten wird, engt dies den Geenpool dieser ohnehin auf sehr kleiner Zuchtbasis stehenden und mit teilweise recht hohen Inzuchtkoeffizienten belasteten Rasse unnötig ein.

Es konnten regional keine gravierenden Unterschiede in der prozentualen Farbverteilung festgestellt werden, was die in Europa oft gehörte These entkräftet, andere Farben als die im FCI-Standard zugelassenen, seien besonders in Randgebieten anzutreffen, was ein Hinweis auf Bastardisierung sei.

Die nachfolgende Tabelle unterteilt die vorgefundenen Azawakhs nach ihrem Phänotyp und orientiert sich dabei an den Vorgaben des FCI Standards. Es wurde eine grobe Einteilung in drei Gruppen vorgenommen. Die als hochtypisch oder typisch eingestuften Hunde bildeten die große Mehrheit, während als weniger typisch bezeichnete Tiere nur in relativ geringer Anzahl registriert wurden.
13,92% der Hunde konnten aufgrund ihres zu geringen Alters nicht zugeordnet werden und erscheinen in der Tabelle unter der Rubrik “ohne Angaben”

TAB.4: Einteilung der Population nach standardgerechtem Phänotyp

1996 1997 2000 Gesamt %
hochtypisch 85 75 91 251 43,13
typisch 18 50 72 207 35,56
weniger typisch 18 8 17 43 7,39
ohne Angaben 16 32 33 81 13,92
GESAMT 582 100
kräftige Rute 18 11 36 65 11,17
fehlerhafte Ohrenhaltung 6 13 39 58 9,97
längeres Haarkleid 5 10 31 46 7,90
Ringelrute 7 6 9 22 3,78


Die als “hochtypisch” bezeichneten Azawakhs entsprachen im Phänotyp dem Standard, von einigen Abweichungen in der Fellfärbung einmal abgesehen. Als “typisch” eingestufte Tiere wiesen den Körperbau nicht berührende Abweichungen vom Standard auf, etwa zu kräftige Ruten, Ringelruten, fehlerhafte Ohrhaltung, etwas kräftigeres Haarkleid oder dickere Haut Die “weniger typisch” benannten Hunde zeigten zum Beispiel einen zu kräftigen Knochenbau, untypische Kopfform, erheblich zu geringe Schulterhöhe, deutlich zu kurze Läufe oder dem Standard nicht entsprechende Ober-, bzw. häufiger Unterlinie.

Insgesamt ist zu bemerken, dass fast alle Tiere eine geringere Schulterhöhe aufwiesen als der Durchschnitt der europäischen Population, wobei diese Diskrepanz bei den Rüden noch deutlicher zu Tage tritt. Hündinnen wiesen eine geschätzte Schulterhöhe zwischen 58 und 64 cm auf, Rüden in der Regel zwischen 64 und 68 cm. Der mit Abstand größte Rüde, der sich von uns auch mit einem Bandmaß vermessen ließ, hatte 74 cm Schulterhöhe.

Die in Europa verbreitete Anschauung, der Azawakh würde nur von den Tuareg gehalten, konnte auf keiner der drei Expeditionen bestätigt werden. Alle dort ansässigen Ethnien hielten Azawakhs. Unterschiede in der Qualität der Hunde konnten regional vermerkt werden, standen jedoch nicht in Zusammenhang mit der ethnischen Zugehörigkeit der Halter.

TAB. 5: Aufteilung der Azawakhs nach ethnischer Zugehörigkeit der Halter

Staat Ethnie Zahl der Hunde Gesamt
1996 1997 2000
Niger Haussa 50 9 59
Tuareg 19 10 29
Peulh 9 9
Bella 3 3
Mali Haussa 1 4 5
Tuareg 38 55 72 165
Peulh 6 6
Bella 5 22 27
Burkina Faso Haussa 4 2 3 9
Tuareg 6 8 18 32
Peulh 21 31 20 72
Bella 49 23 68 140


Der beispielsweise in allen drei Jahren hohe Anteil an Tuareg bei den Azawakhhaltern in Mali erklärt sich dadurch, dass im bereisten Gebiet, dem Azawakhtal, überwiegend nomadisierende Tuareg angetroffen werden. Der hohe statistische Anteil von Peulh und Bella in Burkina Faso entspricht ihrem prozentualen Anteil an der Bevölkerung der Provinz Oudalan.
Auch die geringe erfasste Zahl an Hunden in Niger zeigt lediglich, dass bedingt durch zeitlich kürzeren Aufenthalt während der Expeditionen – im Jahr 2000 wurde Niger ja überhaupt nicht bereist – nur eine kleinere Anzahl von Hunden registriert werden konnte, was keine Rückschlüsse auf eine geringere Azawakhpopulation im Staat Niger zulässt.

Es entstand bei mir lediglich der Eindruck, dass die nomadisierenden Volksgruppen, Tuareg, Bella und Peulh, den Hunden eine größere Wertschätzung entgegenbrachten als die sesshafte Bevölkerung, wie etwa die Haussa, die vorwiegend Handel und Ackerbau betreiben und in festen Ansiedlungen leben. Auf unsere Anfrage hin wurden uns zwar die im jeweiligen Dorf gehaltenen Hunde vorgestellt, jedoch mit weniger Stolz und Interesse als in den Nomadencamps, wo man mit uns über die Azawakhs auf unseren mitgebrachten Photografien diskutierte und uns zum Teil die Vorzüge einzelner im Camp gehaltener Tiere beschrieb.

Die Nomaden formulierten klare, wenn auch teilweise auseinandergehende Vorstellungen darüber, wie ein Azawkah auszusehen habe und es war offensichtlich, dass die Hunde einen gewissen Status der Wertschätzung besaßen, während sie für die sesshaften Volksgruppen einfach ein zum Gehöft zugehöriges Haustier mit Gebrauchswert als Wächter und Jäger zu sein scheinen, jedoch keinen besonderen Status besitzen.
Auffällig war auch, dass sich die Azawakhs der Ackerbau treibenden Ethnien in einem schlechteren körperlichen Zustand befanden, als die der Nomaden, was allerdings auch mit der höheren Wahrscheinlichkeit von Parasitenbefall und Infektionskrankheiten erklärbar wäre.

Abschließend kann durch die empirisch erfassten Daten und deren statistische Aufbereitung formuliert werden, dass die in Europa so häufig gehörte und teilweise sogar von etablierten Kennern der Rasse aus Unkenntnis der Verhältnisse in der Ursprungsregion heraus vertretene These, der Azawakh sei im Verbreitungsgebiet seiner Sahelheimat nicht mehr zu finden, schlicht eine Fehlinformation ist.

Vielmehr stellt die Azawakhpopulation in Afrika ein unschätzbar wertvolles Reservoir für den authentischen Fortbestand der Rasse in Europa während kommenden Jahrzehnte dar.
Es bleibt zu hoffen, dass sich und zwar nicht nur im Bereich von Fellfarbe und -zeichnung, die genetische Variabilität der Population noch stark erhöht.

Nur durch die Integration weiterer Importe in das Zuchtgeschehen ist aufgrund der geringen Zahl der Rassevertreter einer Engzucht und daraus resultierender Inzuchtdepression vorzubeugen, bzw. diesbezüglich bereits bestehende Probleme zu “entschärfen”.
Die Befürchtungen einiger Züchter, durch den Einsatz von Importhunden Einbußen in der phänotypischen Qualität der Nachkommen hinnehmen zu müssen, kann verallgemeinert nicht gelten. Die Ausstellungserfolge von Importnachzuchten, die in letzter Zeit erfreulicherweise häufiger im Ring zu sehen sind, sprechen dagegen und das langfristige Interesse an der Erhaltung der Rasse muß Vorrang haben vor der Jagd nach dem schnellen Erfolg im Ausstellungsring.

Bereits die Ausdehnung des Standards auf die zuvor beschriebenen Farbvarianten wäre ein Teilschritt in Richtung zu größerer genetischer Heterogenität.

@ 2000