Im Sahel liegt die Hauptaufgabe des Azawakhs neben der Hetzjagd in der Bewachung des Lagers, bzw. der Ansiedlungen und der Viehherden, Dementsprechend ist der Azawakh recht territorial veranlagt und wird sein Territorium, das heißt, sein Haus, bzw. sein Auto mit entsprechendem stimmlichen Aufwand und wenn nötig auch mit “körperlichem Einsatz” vor unerwünschten Eindringlingen schützen. Es ist Sache des Besitzers, seinem Hund das Gefühl zu vermitteln, das der Besuch des vermeintlichen Eindringlings in Ordnung und eine weitere Bewachung des Territoriums nicht notwendig ist. Nach kurzer Zeit wird sich das Verhalten eines gut sozialisierten Azawakhs ändern, er wird von sich aus Kontakt zu den Besuchern aufnehmen und das anfängliche Mißtrauen gegenüber dem Fremden wandelt sich in Akzeptanz, wenn nicht in ausgeprägte Freundschaftsbezeugungen.
Ist ein Fremder erst einmal in den Kreis der Freunde aufgenommen, so erkennt ein Azawakh ihn auch nach Jahren und unter völlig anderen Umständen mühelos wieder.
Eben der Umstand, dass Azawakhs recht territorial veranlagt sind und häufig ihnen fremden Personen, bzw. neuen Situationen gegenüber vorsichtig bis mißtrauisch sind, hat ihnen den Ruf eingetragen, schwer erziehbar, panisch oder aggressiv zu sein.
Das Aufwachsen der Welpen mit den Wurfgeschwistern ,eingebunden in eine intakte Erwachsenengruppe schafft ideale Voraussetzungen für eine spätere “Umwelt- und Sozialverträglichkeit
Viele Besitzer und Neulinge dieser Rasse begehen daher den Fehler, den Hund zu beschützen, vor Stressituationen zu bewahren und keinen Versuch zu unternehmen, dem Hund Folgsamkeit abzuverlangen und Erziehung angedeihen zu lassen. Dies hat oft zur Folge, daß ein undisziplinierter und dickköpfiger Hund heranwächst, der, da sein Besitzer kein Sicherheit vermittelndes Alphatier für ihn ist, scheinbar auf sich allein gestellt reagieren muß und alle Vorurteile, die der Rasse gegenüber bestehen , bestätigt. Ein Azawakhwelpe sollte also keinesfalls geschont werden, sondern er muß von Klein auf gefordert werden.
Tägliche Bewegung und soziale Kontakte zu Artgenossen sind unabdingbar für ein ausgeglichenes Wesen
Man sollte ihn mit immer neuen Anreizen und Lebenssituationen konfrontieren. Eine gut betreute Welpenschule besuchen, ihn auf seinen alltäglichen Gängen in belebte Zonen der Stadt mitnehmen. Straßenbahn und Aufzug fahren., auf verschiedenen Bodenbelägen laufen lassen Er wird, bevor die wichtigsten Phasen seiner Jugendsozialisation abgeschlossen sind, lernen,viele Dinge als vertraut anzunehmen und sich als erwachsenes Tier in diesen Situationen entspannt verhalten. Azawakhs sind sehr sensible Hunde, die aber darüber hinaus auch einen stark ausgeprägten, recht unbeugsamen Charakter haben . Mit Befehlen im Kasernenton und Bestrafungen erreicht man meist das Gegenteil. Am erfolgreichsten ist man mit der Methode der positiven Bestärkung, denn Azawakhs reagieren besonders gut auf Belohnungen und haben ein hervorragendes Gedächtnis. Es ist wichtig, seinen Hund jedesmal wenn er ein Kommando ausgeführt hat oder sich richtig verhält, zu loben, bzw zu belohnen. Auf diese Weise lassen sich in kurzer Zeit erstaunliche Erziehungserfolge erziehlen. Um Vertrauen zu seinem Azawakh aufzubauen, sollte man stets mit Konsequenz und Entschiedenheit, jedoch immer ohne Härte oder körperliche Gewalt auftreten.
Launisches Verhalten, Inkonsequenz und mangelnde Selbstkontrolle werden sich negativ auswirken und der Hund wird jede Lücke nutzen, um seinen Vorteil daraus zu ziehen. Um meinen Freund Alberto Rossi zu zitieren, ” Einen Azawakh zu dressieren, ist wie ein zerbrechliches Gebilde aufzubauen, das ein großes Fingerspitzengefühl verlangt und das man von einer Minute zur anderen zerstören kann, das einen aber in jeder Minute mit großem Glücksgefühl erfüllt, solange es anhält.
Jedes Mal, wenn ich mich auf einen Stuhl oder Sessel setze, versucht mindestens einer meiner Hunde, auf meinem Schoß Platz zu nehmen. Dasselbe passiert auch denjenigen meiner Gäste, die sie mögen. In diesen Momenten scheinen sie das Ebenbild von Ruhe, Sanftheit und Menschenvertrauen zu sein. Man sollte sich aber dabei nicht täuschen lassen: Im tiefsten ihrer Seele bleibt etwas wildes, ursprüngliches bestehen und bei der erstbesten Gelegenheit werden sie uns daran erinnern und wir werden es nicht einmal für einen Augenblich vergessen, sie nicht wie einfache Hunde zu behandeln.”
(DieserText ist in Anlehnung an den Artikel “Bello e possibile” von Alberto Rossi mit dessen Genehmigung entstanden)